Kindheitserinnerungen mit Weidenflöten

Weidenflöten … oha! Ich bin ja nun wirklich nicht die Bastelmami. Aber heute hat’s mich gerappelt. Ich habe mir die Kinder geschnappt und bin losgezottelt um ein paar Weidenzweige zu holen.
Und das nur, weil mir aus unerfindlichen Gründen einfiel, das ich als Kind immer Weidenflöten / Weidenpfeifen geschnitzt habe. Und das wollte ich den Kindern zeigen.

Natürlich mußte google auch herhalten und ich habe mir erstmal wieder die eine oder andere Bastelanleitung ansehen müssen.

Eine Weidenflöte zu schnitzen ist nicht sonderlich schwer,

dauert auch nicht besonders lange Aber es macht Spaß und Eltern und Kinder sind einigermaßen sinnvoll beschäftigt 😉

Und so geht’s los:

Alles notwendige Werkzeug ist ein scharfes Taschenmesser (jedes scharfe Küchenmesser eignet sich aber auch… Und eine Rosenschere ist auch recht brauchbar, wenn man den Weiden einen vernünftigen Zweig abringen möchte.)

Auf in die Natur und nach einem geeigneten Stückchen Holz gesucht.
Wenn man einen etwa zwei Finger langen und möglichst fingerstarken jungen Ast findet, der möglichst gerade ist und gleichbleibende Dicke hat, dann schneidet man diesen großzügig von der Pflanze ab.

Zuhause sieht das “Vorbereitete Holz” dann so aus:

Bitte achtet drauf, das die Schnittflächen sauber und nicht franselig sind.

Das Luftloch

Für das Luftloch am Mundstück schneidet man eine Kerbe mit zwei Schnitten. Der erste Schnitt wird gerade, etwa 1,5 – 2 cm vom Ende entfernt, angebracht. Er sollte 4-5 mm tief sein. Den zweiten Schnitt lässt man flach darauf zulaufen (soll heißen, man schneidet einen kleinen Keil aus dem Stab)

Auf ungefähr 2/3 des Stockes schneidet man die Rinde ringförmig ein. (Kann man auf dem Bastelanleitung’s-Link gut sehen.

Jetzt wird es etwas komplizierter. Denn mit dem Griff des Messers wird jetzt die Rinde im oberen Teil weichgeklopft. Also immer kräftig aber nicht zu kraftvoll rundrum den Stock wie ein Schnitzel klopfen. Dann den Stock mit beden Händen umfassen und versuchen, durch Drehen die Rinde am oberen Teil zu lösen. Es knackt dann irgendwann kräftig und sie geht ab.

Jetzt wird der obere Teil des nackten Stockes (oberhalb der Luftloch-Kerbe) abgesägt (oder auch mit der Rosenschere abgeschnitten)

Daraus entsteht das Mundstück. Stellt das kleine Holzröllchen senkrecht hin und schneidet einen dünnen Span ab., Lieber einmal öfter nachschneiden, als zuviel wegzuschneiden.
Das Mundstück wird wieder in die Rinde zurückgeschoben mit der abgeflachten Seite nach oben (also zum Luftloch hin)

Bevor man jetzt den Kolben wieder in die Hülse schieben kann, sollte man noch einmal die Schnittflächen säubern, damit die Rindenhülse nicht von innen zerrissen oder beschädigt wird. Es wär ja schade drum.

So, jetzt ist die Pfeife / Flöte eigentlich fertig.

Jetzt kann das Flötenkonzert auch losgehen. Durch das Verschieben des hinteren Teils können die Tonhöhen variiert werden. Vorsicht, die Dinger sind echt laut!

Leider haben sie keine allzulange Lebensdauer. Denn die Rinde trocknet doch sehr schnell. Aber wenn ihr die Flöte in ein feuchtes Küchentuch einwickelt oder sie nachts in einem adäquaten Gefäß wässert, dann hält sie sich auch schon bis zu einem Tag. Es ist halt kein Instrument für die Ewigkeit. Aber spaßig.
Außerdem lebt Schnitzen ja bekanntlich von der Übung 😉

Der Kolben kann in der Hülse bewegt werden; dadurch verändert sich der Ton.

Leider ist eine Weidenflöte kein Instrument für die Ewigkeit.

Eine Zeit lang (ein paar Stunden) kann man den Kolben mit Hilfe von ein bisschen Speichel gängig halten, doch danach trocknet die Rinde unvermeidlich ein und am Folgetag kann der Pfeife nur noch selten ein Ton entlockt werden.
Das ist allerdings auch nicht so schlimm, denn sicherlich ist beim Bau nicht alles perfekt gelaufen und man kann tags darauf versuchen, eine bessere Flöte zu bauen.

4 Kommentare zu “Kindheitserinnerungen mit Weidenflöten”
  1. Habe ich nicht gewusst das es sowas gibt und auch noch nie gehört! Meinem Kind würde ich das aber lieber selber zusammen schnitzen weil sonst könnte ich ja gleich unseren “dicken schwarzen Pampersbomber” vor dem Haus parken für die Fahrt in KKH –> wenn der das Messer bekommt! 🙂

    Ironie 🙂

  2. …ja ja, dass waren noch Zeiten:

    Ich kann mich noch sehr lebhaft an Zeiten zwischen 1978 und 1980 erinnern, an denen ich mit meinem Vater (und dem Rest der Familie) den nachmittaglichen Sonntagsspaziergang mit solchen Gimmiks aufgewertet haben. Ich war damals völlig baff, als mein Vater innerhalb kürzester mit seinem alten Taschenmesser für jeden von uns Brüdern eine Pfeife geschnitten hat.
    Beim zweiten Versuch und mit der Ermahnung behaftet, mich nicht zu schneiden, gelang mir auch ein brauchbares Exemplar.
    Ich denke, ich werde diese Tradition demnächst mit unserer Tochter am selben Baum (…ja er steht noch, er steht noch, er steht noch…) weiterführen.

    • Das klingt gut 🙂
      Ich hab aber auch ein wenig “Anlauf” gebraucht. Das erste Exemplar ging ganz bös in die Hose 🙁

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