Low Carb für Faule – nix für Low Carber

Ich sitze hier gerade vor dem Buch “Low Carb für Faule”amazon_logo und komme aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus.

Natürlich, Low Carb ist nicht genau definiert und irgendwie auch Auslegungssache. Jedoch gibt es einige Grundprinzipien, die definitiv dazu gehören. Da reicht es nicht, die Rezepte so hin- und her zu rechnen, dass am Ende pro Portion nur 10 Gramm Kohlenhydrate übrig bleiben.

Ich möchte das Buch auch nicht rezensieren im Sinne einer Buchrezension, sondern lediglich meine Meinung kundtun. Schließlich habe ich das Buch als Geschenk bekommen. Ich hätte kein 16,99 Euro dafür ausgegeben. Ganz gewiss nicht.

Low Carb für Faule

Das Buch beinhaltet grob überschlagen 50 Rezepte plus ein paar Ernährungspläne.
Rezepte für Frühstück, Snacks, Salate, Süßkram, Abendessen und zum Mitnehmen. So weit, so gut. Auch wird versuchsweise erklärt, was Low Carb ist. Aber schon hier liegt mir der Satz: “Zucker: Für Low Carb Ernährung tatsächlich nur in winzigen Mengen von höchstens 10 g pro Portion und Mahlzeit zu empfehlen.” quer im Magen. Zucker hat auf der Zutatenliste bei Low Carb nichts zu suchen. Nein, weder brauner Zucker, noch weißer Zucker noch Honig oder Agavendicksaft. Nein, Nein, nein, nein!

Empfohlen und verwendet wird vorzugsweise Magerquark. Herrjeh! Je höher der Fettanteil bei Milchprodukten, um so geringer der Kohlenhydratanteil (siehe Milchprodukte und Low Carb ) .

Dann nehme ich mir mal ein paar Rezepte zur Brust.

Low Carb Müsli als Rezept. Zutatenliste:
Sojaflocken, Haferflocken, Kokoschips, Mandeln, Leinsamen, Weizenkleie, Honig, Stevia-Streusüße, Öl, Zimt und Vanille. Hm! Sojaflocken, Haferflocken, Weizenkleie und Honig *grübel* Dann kann ich mir auch den als Low Carb verkauften Industriemist kaufen. Da ist nämlich die gleiche Grütze drin. Schön, dass die Kohlenhydrate pro Portion nur 10 betragen. Würde man Haferflocken, Honig und Sojagedöns weglassen und gegen konforme Lebensmittel ersetzen, dann kämen noch viel weniger Kohlenhydrate dabei raus. Und dann wäre es tatsächlich low carb.

Zweites Rezept(Schoko-Tonkabohnen-Quark) für zwei Personen kommt schon mit satten 23 g KH pro Portion daher. Da würdem jeden LCHFler / Ketarier die Ketonwerte um die Ohren fliegen. Und das schon beim Frühstück.

Okay, lassen wir das mit den Frühstücksrezepten. Kommt eh nur Grütze bei raus, weil fast überall Honig und Magerquark verwendet werden.

Oh, ein Low Carb Brot.

Mal gucken, was da so drin ist: Sojaflocken, Leinsamen, Weizenkleie, Mohn, Weizenvollkornmehl, Eier, Magerquark … danke, das reicht mir jetzt auch schon wieder an Zutaten.

Ich blättere also mal wacker weiter und hoffe immer noch auf ein Wunder. Irgendwie ist in den folgenden Rezepten fast überall Honig drin. Lohnt sich also nicht, drüber zu schreiben.

Couscous? Laut Wikipedia: Couscous, Cous Cous oder Kuskus (arabisch كسكسي, DMG Kuskusī, mazirisch ⵙⴽⵙⵓ Seksu) ist ein Gericht der nordafrikanischen Küche. Er wird aus befeuchtetem und zu Kügelchen zerriebenem Grieß aus Hartweizen (Hartweizengrieß), Gerste oder Hirse (سميذ / samīḏ / ‚Feinmehl‘) hergestellt. Couscous wird zum Garen nicht gekocht, sondern über kochendem Wasser oder einem kochenden Gericht gedämpft.

Okay, fällt also auch raus. Gerste, Hirse, Weizen sind meines Wissens nach getreide und somit haben sie in der Low Carb Küche nix verloren.

Weiter … nein, eigentlich hab ich gar keine Lust mehr. Der Kokos-Käsekuchen mit braunem Zucker, Speisestärke und Magerquark haut es jetzt auch nicht mehr raus.

Sicherlich sind die Rezepte im Vergleich zu “normalen” Rezepten lower in carbs – also kohlenhydratreduziert. Das ist aber ein Stück Schokolade im Vergleich zu einer ganzen Tafel auch. Die Bilder sind wirklich schön in dem Buch. Die Rezepte als Anregung sind auch nicht schlecht. Sie haben nur leider mit Low Carb nicht viel zu tun. Als Anregung zu einer abwechslungsreichen Ernährung und für ein paar neue Ideen ist das Buch sicherlich nicht verkehrt. Wobei es meiner Meinung nach bessere Low Carb Bücher gibt. Dann sollte man auch so ehrlich sein und sagen: ich reduziere die Kohlenhydrate nach Lust und Laune und nenne es kohlenhydratreduzierte Rezepte. Aber nicht als Low Carb deklariert. Das ist genauso Augenwischerei wie diverse Ernährungskonzepte, die einem jeweils 300 Gramm Lebensmittel pro Mahlzeit vorschreiben, schaizz egal, was da eigentlich drin ist.

Irgendwie kommt mir das Buch vor wie: Los, wir kloppen jetzt ein paar Rezepte zusammen, schrauben so lange an der Nährwert- und Zutatenliste rum, bis die Kohlenhydrate irgendwie passen. Nennen das Ganze dann “Low Carb für Faule” und können so noch ne schnelle Mark abgreifen, solange der Low Carb Zug noch fährt und man die Kuh noch melken kann.
Ehrlich – das ist wirklich ein Schlag in die Magengrube für jeden gewissenhaften und ernsthaften Low Carb Blogger und Autor, sie sich intensiv mit der Materie auseinander setzen. Bettina Meiselbach, die Lachfoodies, Foodpunk und wie sie alle heißen, die ich gerne und regelmäßig lese und für wirklich vertrauenswürdig halte. Aber das Buch?
Nee, sorry! Finger weg ist hier meine Empfehlung.

Mein Beitragsbild … Tja, ich überlege schon die ganze Zeit, was ich vor lauter Schreck als Beitragsbild nehmen sollte. Wenn es nach dem Buch ginge, könnte ich (fast) jedes Essensbild benutzen. Ich habe mich aber für eins meiner “Low Carb für Faule” Gericht entschieden. Einen LC-Mikrowellen-Toast als Bacon Wrapped Grilled Cheese. So!

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2 Kommentare zu “Low Carb für Faule – nix für Low Carber”

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